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Fußballgeschichte
Rot-Weiße Fußballgeschichte / Teil 1 (1946 bis 2000)
von Jürgen Behnken:
Da die Geschichte des Vereins untrennbar mit dem Fußball verbunden ist, werden die Anfangsjahre dieser beliebten Sportart an anderer Stelle hinreichend gewürdigt. Dem Verfasser kommt es darauf an, die Jahrzehnte nach dem Krieg zu beleuchten.
1946 wurde in Uesen erstmals nach dem Krieg wieder mit einer Herrenmannschaft Fußball gespielt. Nach einem 5:1 Sieg der Ueser Mannschaft in Baden kehrten die "Verlorengegangenen" nach Uesen zurück. Ein Teil der ehemaligen Ueser Spieler, die vor dem Ausbruch des Krieges für den TSV Uesen spielten, hatten nämlich vor ihrer Rückkehr in den Verein ihres Heimatortes unmittelbar nach Kriegsende ihren Sport zunächst im ebenfalls 1924 gegründeten SV Baden bzw. im TSV Achim ausgeübt (u.a. Heinrich und Hermann Lübben beim SV Baden und Ernst Hinners beim TSV Achim).
Die Sportplatzfrage bereitete in den Nachkriegsjahren zunächst große Schwierigkeiten. Die allgemeine Brennstoffknappheit führte dazu, dass auf dem Spielfeld beim ehemaligen Hartsteinwerk die Holztore gestohlen wurden. Fortan waren die Ueser beim SV Baden zu Gast oder mußten zeitweilig auf einer Weide beim Ueser Hafen spielen. Eine Lösung zeichnete sich erst ab, als gegen Ende der 40er Jahre der Sportplatz am "Grünen Jäger" in mühsamer Eigenarbeit hergerichtet wurde. Dieser Sportplatz sollte für viele Jahre die Heimstätte für die Ueser Fußballer werden, bevor 1986 das Sportzentrum an der Worpsweder Straße eingeweiht wurde, eine der anerkannt schönsten Sportanlagen im Landkreis Verden.
Die 50er und Anfang der 60er Jahre waren durch eine stetige Auf- und Abwärtsbewegung gekennzeichnet. Als Spielerpersönlichkeit dieser Zeit sei hier Heinrich Meinken genannt, der durch unermüdlichen Kampfgeist und durch seine enorme Kopfballstärke bestach, unter den Fußballern als "Langer Heini" bekannt.
Schon frühzeitig pflegten die Ueser Fußballer den sportlichen Kontakt zum damals "anderen Teil Deutschlands". Die ersten Verbindungen hatte 1956 der damalige Vorsitzende Walter Berghold hergestellt. Es entwickelte sich über ein paar Jahre eine Sportfreundschaft mit einer Betriebssportmannschaft der Potsdamer Eisenbahner, der BSG Lokomotive Potsdam. Die politische Entwicklung, d.h. der "kalte Krieg", machte die Fortsetzung dieser Beziehungen aber unmöglich. Erst mit der "Wende" und der Wiedervereinigung Deutschlands wurde die Wiederaufnahme dieser Sportbeziehung wieder möglich. Nachdem eine Ueser Fußballmannschaft, nach ca. 40 Jahren, schon 1989 zu einem ersten Besuch in Potsdam war, wurde am 3. Oktober 1990 die Wiedervereinigung gemeinsam mit den Potsdamer Sportfreunden in Potsdam gefeiert. Seitdem gehören jährlich wechselnde Besuche zum Bestandteil der Sportfreundschaft mit dem heutigen Eisenbahner Sportverein Lokomotive Potsdam e.V., die auch ein kleines Stück deutscher Geschichte ist.
Der 1. November 1957 sollte für den Fußball in Uesen zu einem bedeutenden Datum werden. Ab diesem Tag hielt die Bundeswehr in Uesen ihren Einzug. Nachdem die Soldaten an einem Dienstag in Uesen einrückten, fand schon am darauffolgenden Sonntag ein Freundschaftsspiel zwischen den Ueser Fußballern und einer Bundeswehrauswahl statt. Aus diesem Auftakt entwickelte sich schon bald ein gutes und dauerhaftes Verhältnis zwischen dem Verein und der Bundeswehr. Sehr viele Soldaten haben in der Folgezeit für den TSV Uesen Fußball gespielt, sich in das Vereinsleben integriert und darüber hinaus haben einige als Funktionäre den Fußball in Uesen maßgeblich mitgeprägt. Hier ist stellvertretend für andere Georg van den Berg zu nennen - der neben Bernd Samrey, Friedhelm Sandlos und Hubert Sturm zu den ersten Soldaten gehörte, die für den TSV Uesen die Fußballstiefel schnürten - und der in den 70er Jahren ein sehr engagierter Fußballabteilungsleiter war. Die gelungene Integration der Soldaten in das Ueser Fußballgeschehen ist insgesamt sicher eine positive Entwicklung gewesen, die aber auch ihre Schattenseite hatte, weil die 1.Mannschaft zeitweise nahezu vollständig aus Bundeswehrangehörigen bestand. Dass diese Entwicklung nicht nur Vorteile hatte, mag das nachstehende Beispiel verdeutlichen. Als die 1.Mannschaft in den 60er Jahren während einer Saison die Herbstmeisterschaft in der 1.Kreisklasse errang, spielten mit Dieter Goretzki, Benno Borm und Heinrich Meinken nur noch drei "echte Ueser" in der Mannschaft. Nachdem die Soldaten in der Mannschaft nach Abschluss der Herbstserie ihre Dienstzeit beendet und Uesen wieder verlassen hatten, wäre die Mannschaft fast noch abgestiegen. Sie gewann in der Frühjahrsserie kein Spiel mehr.
Heute ist eine solche Situation nicht mehr denkbar, weil die wehrpflichtigen Fußballer weiter bei ihren Heimatvereinen Fußball spielen und nicht mehr den Weg zum Fußballverein ihres Standortes suchen. Die als Fußballspieler im TSV Uesen spielenden Soldaten hatten ehemals einen großen Stellenwert. Heute ist das nicht mehr so. Geblieben ist seit 1957 aber die Bereitschaft der Verantwortlichen in der Steuben-Kaserne, für Probleme der Ueser Fußballer ein "offenes Ohr" zu haben und den Fußballsport im TSV Uesen zu unterstützen.
1962 kam Hermann Sadowsky vom TSV Achim zum TSV Uesen. Dieser Schritt sollte eine bis dahin im Ueser Fußballsport beispiellose Aufwärtsentwicklung einleiten, für die in erster Linie Hermann Sadowsky verantwortlich war, der bis 1971 für die 1.Mannschaft die entscheidenden Impulse gab. Diese erfolgreiche Zeit sollte erst 1978 / 79 ihr vorläufiges Ende finden. Als Hermann Sadowsky sein Engagement in Uesen begann, gab es nur zwei Herrenmannschaften, die zudem nur schwer zu besetzen waren. Nachdem er zunächst noch aktiv spielte, wurde er 1964 in den Spielausschuss gewählt. Nun wurde erstmals und konsequent unter seiner Leitung trainiert. Diese Arbeit wirkte sich schon 1964 / 65 positiv aus. Mit Hilfe einiger Neuzugänge von der Bundeswehr, guten Jugendspielern, die sich auch in der 1.Herrenmannschaft bewährten (Wilfried Gerhardt, Herbert Laakmann, Klaus Mindermann), schaffte diese Mannschaft den Sprung auf die Bezirksebene und stieg in die Bezirksklasse Stade-Süd auf. Ältere Fußballfreunde werden sich noch heute an die herausragenden Spieler der Mannschaft - "Jupp" Große-Berg und "Pluto" Plentge - erinnern. Der eine - Große-Berg - ein vorbildlicher Kapitän und guter Geist der Mannschaft, der andere - Flentge - ein gefürchteter Torjäger. Die 1.Mannschaft schlug in dieser Zeit die renommiertesten Mannschaften des Kreisgebietes wie Achim, Ottersberg und Verden. Uesens 1.Herrenmannschaft spielte vom Aufstieg 1965 bis zum Abschluß der Saison 1978/79, die mit dem Abstieg in die Kreisliga Verden endete, über einen Zeitraum von 14 Jahren ununterbrochen in der Bezirksklasse.
Zur Feier des 50jährigen Vereinsjubiläums veranstaltete die Fußballabteilung am 24. Mai 1974 als Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten ein Freundschaftsspiel der 1.Herren gegen die Bundesligamannschaft von Hannover 96. Vor rund 660 zahlenden Zuschauern wehrten sich die Ueser mit einer hervorragenden kämpferischen Einstellung gegen die spielerische Überlegenheit der Profis und hielten die Niederlage mit 0:6 Toren in Grenzen. Dieser Achtungserfolg fand auch bei der "schreibenden Zunft" seine verdiente Anerkennung.
Der Verbleib der 1.Herren in der Bezirksklasse dauerte also bis 1979. Die Mannschaft hatte bis dahin jahrelang immer wieder den Abstieg vermeiden können. Der Abstieg leitete einen zunächst langsam verlaufenden Abwärtstrend ein, der sich im Verlauf der Jahre aber verstärken sollte, nachdem der angestrebte Wiederaufstieg von der Kreisliga in die Bezirksklasse zweimal knapp gescheitert war. Letztlich spielte die 1.Herrenmannschaft - das "Aushängeschild" der Fußballer - am Ende der 80er Jahre nur noch in der 2.Kreisklasse. Die noch 1982 ca. 140 Jugendlichen, die in allen Altersklassen des TSV Uesen Fußball spielten, waren bis 1990 auf ganze drei Jugendmannschaften der jüngeren Jahrgänge "geschrumpft". Die gesamte Abteilung war auf einem Tiefpunkt angelangt, weil die Bereitschaft der Mitglieder, sich für den Fußballsport in ihrem Verein zu engagieren, nur noch sehr mangelhaft war. Die Wenigen, die versuchten, die "Fahne hochzuhalten", standen auf verlorenem Posten. Die Entwicklung des Jugendfußballs hatte durchaus Parallelen zum Herrenbereich. Nachdem ab 1955 geregelte Jugendarbeit betrieben wurde, hat es neben vielen Erfolgen auch viele Misserfolge gegeben. Immer waren und sind Erfolge oder Misserfolge davon abhängig, inwieweit die Bereitschaft zum Engagement für die Jugend da war bzw. ist, d.h. insbesondere, ob sich qualizierte Sportkameraden als Trainer oder Betreuer zur Verfügung stellen. Das Engagement für die Jugend ist entscheidend für die Entwicklung des Fußballs, darum muss eine gute und stetige Jugendarbeit stets Priorität genießen, wenn auf Dauer Erfolge erzielt werden sollen.
Dies beweist auch die Entwicklung, die der Fußball im TSV Uesen seit 1990 genommen hat, dem Jahr, das für einen Neuanfang und eine positive Wende steht, nachdem die bis dahin amtierenden Vorstände der Fußballabteilung jahrelang nicht die erforderliche Unterstützung ihrer Mitglieder hatten. Zur Jahreshauptversammlung der Fußballer im Jahr 1990 stellte sich erstmals wieder eine "geschlossene Mannschaft" für die Vorstandsarbeit zur Verfügung. Dieser Vorstand, der seitdem nahezu unverändert noch heute amtiert, hatte sich gewiss nicht einfache Aufgabe gestellt, dem Fußballsport im TSV Uesen wieder die Anerkennung und Bedeutung zu verschaffen, die er in den 60er und 70er Jahren schon hatte. Die Zielvorstellung lautete zum einen, mittelfristig die 1.Herren - die 1990 in der 1.Kreisklasse spielte - wieder in die Kreisliga zu bringen und auch den Aufstieg der 2.Herren - 1990: 3.Kreisklasse - in eine höhere Spielklasse zu realisieren, um einen geeigneten Unterbau zu haben. Zum anderen hatte der Vorstand die Förderung des Jugendfußballs zur vorrangigen Aufgabe gemacht, um auf Dauer einen guten Unterbau für den Herrenbereich heranzubilden.
Im Jubiläumsjahr 1999 des TSV Uesen ließ sich mit Stolz und Freude feststellen, dass alle Vorstellungen realisiert werden konnten. Darüber hinaus sind sogar Träume wahr geworden. Die 1.Herrenmannschaft schaffte schon 1992 den Aufstieg in die Kreisliga und sicherte sich im gleichen Jahr den Kreispokal. 1997 gewann die Mannschaft die Hallenkreismeisterschaft und holte auch den Sieg im Kreispokal. Den Hallentitel verteidigte die Mannschaft 1998 erfolgreich, schaffte den Titelgewinn in der Kreisliga und damit nach 19 Jahren den Wiederaufstieg in die Bezirksklasse!
Die 2.Herrenmannschaft bildet mittlerweile den geeigneten und notwendigen Unterbau. Der Jugendfußball hat eine tolle Entwicklung genommen. Zahlreiche Meistermannschaften konnten gefeiert werden. Nachdem zu Anfang dieses Jahrzehnts "nur" bei den Jüngeren messbare Erfolge erzielt werden konnten, sind diese inzwischen durchgehend bis zu den älteren Jugendlichen zu verzeichnen. Diese Erfolge im einzelnen zu benennen, würde hier den Rahmen sprengen. Auf ein bedeutsames Ereignis, das für die positive Entwicklung des Jugendbereichs steht, soll aber doch erwähnt werden. Die A-Junioren hatten erheblichen Anteil daran, dass das Jahr 1998 zum erfolgreichsten Jahr der Ueser Fußballer wurde. Die Mannschaft gewann die Kreismeisterschaft 1997/98, wurde Kreispokalsieger 1998 und schaffte - ebenso wie die 1.Herren - den Sprung in die Bezirksklasse. Nachdem der TSV Uesen 1990 nur drei Jugendmannschaften zum Spielbetrieb melden konnte, spielen jetzt über 200 Jugendliche für den TSV Uesen.
Die Fußballabteilung des TSV Uesen gehört inzwischen wieder zu den größten Vereinen bzw. Abteilungen im NFV Kreis Verden. Die stetige Aufwärtsentwicklung der letzten Jahre und die daraus resultierende positive Berichterstattung in den Tageszeitungen haben dafür gesorgt, dass der TSV Uesen wieder eine "gute Adresse" im Kreisgebiet ist.
Ein herzliches Dankeschön geht an alle Vorstandsmitglieder, an alle Trainer und Betreuer unserer Mannschaften, an unsere Sponsoren und nicht zuletzt an die Ueser Fußballfreunde, die unsere Mannschaften immer wieder bei ihren Spielen unterstützen.
Autor: Jürgen Behnken
Rot-Weiße Fußballgeschichte / Teil 2 (von 2000 bis heute)
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