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Geschichte des TSV Uesen
Die Gründung des Turn- und Sportvereins Uesen geht auf das Jahr 1924 zurück. Eine kleine Gruppe sportbegeisterter Männer legte den Grundstein für eine Gemeinschaft, die sich trotz mancherlei Schwierigkeiten in Kriegs- und Nachkriegszeiten ständig zu festigen und zu erweitern vermochte und zahlreichen jungen Menschen die verschiedensten Möglichkeiten sportlicher Betätigung bot.
An einem kalten Samstagabend im Januar 1924 fanden sich in der Gastwirtschaft Lübben (Tissmann) 9 junge Männer ein. Sie gehörten einer Fußballmannschaft an, die schon in loser Form Spiele ausgetragen hatte. Sie wollten an diesem Abend in Uesen zum 2. Male einen Fußballverein gründen. Der erste Versuch war schon vor Jahren gescheitert.
Als die jungen Männer im Alter zwischen 17 und 20 Jahren Gastwirt Lübben ihr Anliegen vortrugen, setzte dieser sie mit den Worten "Jie neegzig Pündigen, wert man erstmol voull, dann könnt jie wödder koumen" vor die Tür.
Die jungen Männer - Fritz Aukamp, Hermann Behnken, Johann Behnken, Philipp Behnken, Friedrich Clausen, Heinrich Döhling, Friedel Kater, Hermann Parchmann und Hermann Schmelzkopf - ließen sich aber nicht entmutigen. Sie gingen noch am gleichen Abend in die Gaststätte von Johannes Schaefer und trugen diesem ihr Anliegen vor.
Johannes Schaefer fand Gefallen an dem Vorhaben der jungen Männer und sagte ihnen spontan seine Unterstützung zu.
Hieraus sollte sich eine über 70 jährige Partner- und Freundschaft zwischen dem Verein und dem Vereinslokal entwickeln. Eine Freundschaft, die es in dieser Form selten gegeben hat und wahrscheinlich auch nicht wieder geben wird. Der TSV Uesen hat dem Hause Schaefer unendlich viel zu verdanken.
Erster Vorsitzender des damals unter der Bezeichnung "SV Uesen" gegründeten Vereins wurde Hermann Parchmann, stellvertretender Vorsitzender Philipp Behnken, Schriftführer Friedel Kater, Kassenwart Friedel Clausen.
Um an den Punktspielen des zuständigen Bremer Fußballverbandes teilnehmen zu können, mußte der Verein beim Bremer Fußballverband angemeldet werden. Der Zufall wollte es, als Friedel Kater nach Bremen fuhr, um den Verein dort anzumelden, saß dort ein junger Sekretär, der die Anmeldung entgegen nahm. Aus dieser Begegnung entwickelte sich eine Beziehung, die sich für den Verein und auch für den Fußballsekretär später auszahlte.
Das erste Freundschaftsspiel wurde 1924 gegen den SV Baden ausgetragen. Der SV Baden war auch gerade gegründet worden. Dieses Spiel fand auf dem Turnplatz des TV Achim statt. Dieser Platz lag gegenüber dem Hartsteinwerk. Die Tore waren provisorisch aus Baumstämmen zusammengebunden. Der Fußball wurde von Friedrich Clausens Mutter bezahlt - und musste in wöchentlchen Raten à -,50 RM abgezahlt werden. Das Spiel endete 0:0.
Um etwas Geld in die Vereinskasse zu bekommen, wurden während des Spiels mit einer selbstgefertigten Sammelbüchse Groschen gesammelt. Besondere Anerkennung fand eine Spende über 2,- RM vom damaligen Lehrer Hermann Diekmann.
Die Ueser Mannschaft wie folgt:
Tor: Hermann Behnken
Verteidiger: Heinrich Wätjen und Hinrich Stootmyer
Läufer: Hermann Parchmann, Friedrich Clausen und Hermann Elmers
Sturm: Johann Behnken, Hermann Schmelzkopf, Willi Meinken, Heinrich Döhling und Heinrich Holthusen
Nach den bis dahin nur freundschaftlich ausgetragenen Spielen beteiligte sich der SV Uesen jetzt auch an den Punktspielen des Bremer Fußballverbandes. Eine Fahrt nach Bremen zu einem Punktspiel gestaltete sich damals äußerst schwierig. 9 Spieler der ersten Mannschaft waren arbeitslos. Aus Kostengründen ging man zu Fuß zum Achimer Bahnhof, fuhr dann mit dem Zug nach Bremen, ging dann wieder zu Fuß zum Spielort, auch wenn dieser in Bremen-Neustadt lag, und zurück die gleiche Tour. Die beiden Spieler, die noch Arbeit hatten, bezahlten die Zugfahrt.
Da die Zeitungen damals noch nicht oder kaum über Fußballspiele berichteten, war es für die Spieler und auch für den Vorstand äußerst schwer, sich einen Überblick über den Tabellenstand und über die Ergebnisse der anderen Mannschaften in der Klasse zu informieren. Schon bald wurde eine 2. Mannschaft, eine Knaben-, Schüler- und eine Jugendmannschaft gegründet.
Im Jahre 1926 erwarb der Verein ein 6 Morgen (150.000 qm) großes Grundstück an der jetzigen Ueser Feldstraße (Im Hufeisen) von dem Grafen Revenlow aus Etelsen. Jedes Vereinsmitglied war verpflichtet, einen Anteilschein über 20,- RM zu erwerben. Diese Anteilscheine waren unverzinslich, eine Rückzahlung sollte je nach Vermögenslage des Vereins durch Auslosung erfolgen. Auch das Haus Schaefer beteiligte sich an der Finanzierung des Grundstückes.
Auf dem Gelände entstand der erste und einzige vereinseigene Sportplatz unseres Vereins. Es war ein sehr idyllisch gelegener Platz mit einer großen Naturtribüne.
Der Beitrag wurde 1926 auf einen Stundenlohn im Monat festgelegt. Alljährlich im August fand ein großes Sportfest statt, mit Pokalspielen aller Mannschaften und auch mit leichtathletischen Wettkämpfen. Zur Siegerehrung ging es dann, mit einer Blaskapelle voraus, mit allen Beteiligten zu den Festzelten beim Vereinslokal Schaefer.
Das ganze Dorf war auf den Beinen, wenn die Fußballer ihr Sportfest feierten und überall erklang das Vereinslied »Rot und Weiß sind unsere Farben«.
In den folgenden Jahren wurde in Uesen Fußball gespielt und fröhlich mit den Fußballern gefeiert.
Im Jahre 1933 kam dann der große Einschnitt. Reichspräsident Paul von Hindenburg ernennt den Führer der NSDAP Adolf Hitler zum Reichskanzler. Eine Maßnahme, die auch für unseren Verein große Auswirkungen haben sollte.
Da unsere Vereinsgründer zum Teil Mitglieder der SPD waren oder zumindest dieser Partei sehr nahe standen, mußte der Verein mit seiner Auflösung rechnen. Auf der Jahreshauptversammlung im Januar 1935 wurde beschlossen, den vereinseigenen Sportplatz kostenlos der politischen Gemeinde Uesen zu übertragen. Man hoffte, damit einer Enteignung des Sportplatzes zu entgehen. Leider vergeblich. In einer außerordentlichen Versammlung 1935 wurde das SA-Mitglied Fritz Meyer zum Vorsitzenden gewählt. Herr Meyer beantragte in dieser Versammlung, den Verein aufzulösen. Diesem Antrag wurde mit Mehrheit zugestimmt.
Kurz vor Beginn des Krieges wurde dann der Sportplatz der Gemeinde enteignet. Auf ihm wurden Unterkünfte für die Marineeinheit aus Wilhelmshaven errichtet.
Die Übertragung des Sportplatzes auf die Gemeinde hatte also nichts genützt. Nach Ende des Krieges war an eine Wiederaufnahme des Sportbetriebes zunächst nicht zu denken. Die Menschen hatten andere Sorgen. Ein Teil der ehemals aktiven Spieler war gefallen oder befand sich in Kriegsgefangenschaft. Die Unterkünfte der Marinesoldaten auf dem Sportplatz wurden den Heimatvertriebenen als Wohnungen zur Verfügung gestellt. Eine Wiederherstellung als Sportplatz war zunächst nicht möglich.
Im Jahre 1946 wurden die Auflagen der Besatzungsmächte gelockert, einer Wiederaufnahme des Vereinslebens stand nun nichts mehr im Wege. So fanden sich dann bald auch in Uesen unsere ehemaligen Gründer aus dem Jahr 1924 (leider ohne den im Krieg gefallenenen Friedel Kater) und einige sportbegeisterte Bürger aus Uesen zusammen, um den SV Uesen wieder zu gründen. Mit dabei war auch ein in Bremen ausgebombter Bürger, der in Uesen in einem Behelfsheim mit seiner Familie wohnte. Es handelte sich um den Sekretär des Bremer Fußballverbandes, bei dem 1924 Friedel Kater den SV Uesen angemeldet hatte. Dieser Sekretär, - Karl Stratmeyer - sollte im weiteren Vereinsleben unseres TSV eine große Rolle spielen, er war 1. Vorsitzender und später auch erster Ehrenvorsitzender unseres Vereins. Zum 1. Vorsitzenden wählte die Versammlung 1946 Phillip Behnken.
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